Checkliste Forschungslücken finden

Arndt Regorz, Dipl. Kfm. & MSc. Psychologie, Stand: 18.01.2020


Sie schreiben Ihre Bachelorarbeit oder Masterarbeit und müssen dafür eine Forschungslücke aufzeigen?

Hier finden Sie zahlreiche Denkanstöße, wie Sie systematisch noch nicht (ausreichend) erforschte Fragestellungen zu Ihrem Themengebiet aufspüren können.

Inhalt

  1. Checkliste zum Finden von Forschungslücken
  2. Youtube-Video zur Checkliste
  3. Was ist eine Forschungslücke?
  4. Literaturübersicht
  5. Jenseits der Forschungslücke
  6. Quellen

1. Checkliste

Die Checkliste zum Finden von Forschungslücken (pdf) führt systematisch verschiedene Ansätze und Kategorien auf, mit denen Sie Lücken im bisherigen Forschungsstand für Ihre Arbeit identifizieren können.

2. YouTube-Videos zur Checkliste

Die einzelnen Punkte der Checkliste werden in den beiden folgenden Videos erläutert. Das erste Video erlärt die Grundlagen der Suche nach Forschungslücken, das zweite zeigt 42 konkrete Ansatzpunkte:

Video 1:
Forschungslücke: Begriff, Fundorte, Relevanz


(Hinweis: Mit Anklicken des Videos wird ein Angebot des Anbieters YouTube genutzt.)

Video 2:
42 Ansatzpunkte für neue Forschungsfragen


(Hinweis: Mit Anklicken des Videos wird ein Angebot des Anbieters YouTube genutzt.)

3. Was ist eine Forschungslücke?

Wenn Sie eine Abschlussarbeit erstellen, müssen Sie u.a. begründen, warum Ihre genaue Fragestellung es verdient, untersucht zu werden. Das gilt auch, wenn Sie einen wissenschaftlichen Fachartikel veröffentlichen wollen. Ihre Arbeit soll eine Forschungslücke schließen.

Doch was ist eigentlich genau eine "Forschungslücke" (research gap)? Dieser Begriff ist tatsächlich ein wenig irreführend. Er vermittelt den Eindruck von Leere, von einem noch völlig unerforschten Bereich, von totalem Neuland. Doch das ist in der Forschungspraxis nicht so.

Wissenschaft funktioniert in der Regel nicht in großen Sprüngen. Der absolut überwiegende Teil wissenschaftlichen Arbeitens besteht in kleinen und völlig unspektakulären Erweiterungen und Ergänzungen des bisherigen Kenntnisstandes.

Hayton (2017) verwendet daher den treffenderen Begriff des Forschungsrands ("edge"). Es geht also bei der Suche nach "Forschungslücken" nicht darum, etwas völlig neues zu entdecken.

Ihre Aufgabe ist vielmehr, auf Basis der aktuell veröffentlichten Forschung sozusagen die äußere Begrenzung des bisherigen Wissensstandes aufzufinden und dort ein kleines bisschen anzubauen. Wie groß dieser Anbau sein muss, hängt wesentlich davon ab, was für eine Arbeit Sie schreiben. Für eine Bachelorarbeit reicht beispielsweise häufig schon eine nur sehr kleine Ergänzung, von einer Dissertation hingegen wird ein nennenswerter Beitrag zum Forschungsgebiet erwartet.

4. Literature Review (Literaturübersicht) als Grundlage

Die Voraussetzung zur erfolgreichen Suche nach Forschungslücken ist eine systematische Literaturübersicht. Dabei sind sowohl aktuelle empirische Forschungsarbeiten relevant als auch neuere Übersichtsartikel (Reviews) oder Meta-Analysen.

Dazu ist es empfehlenswert, dass Sie sich schon beim ersten Lesen der von Ihnen gefundenen Artikel kurz Notizen zu möglichen Forschungslücken machen, die sich aus den verschiedenen Fachartikeln ergeben.

5. Jenseits der Forschungslücke

Der Großteil aller Forschung besteht im Bearbeiten von Forschungslücken, im Ergänzen des Wissensstandes in relativ kleine Schritten. Doch wirklich bahnbrechende neue Erkenntnisse werden auf diesem Weg kaum zu erreichen sein.

Das haben Sandberg und Alvesson (2010) zum Anlass genommen, einen mit der Suchen nach Forschungslücken ("gap finding") konkurrierenden Ansatz darzustellen, um zu interessanten Forschungsfragen zu kommen. Unter "problematization" schlagen sie das systematische Hinterfragen grundlegender Annahmen eines Forschungsgebiets vor.

Dieser Ansatz kann den Blick auf völlig neuartige Fragestellungen öffnen, aber er ist auch mit zwei Einschränkungen bzw. Risiken verbunden:

  • Er ist im Grunde frühestens für eine Dissertation geeignet. Bei Bachelor- und Masterarbeiten wird etwas derart grundlegend Neues weder erwartet noch in der Regel vom Betreuer akzeptiert werden.
  • Man macht sich nicht nur Freunde, wenn man grundlegende Voraussetzungen und Paradigmen anderer Forscher (und u.U auch des eigenen Betreuers) in Frage stellt und kritisiert.

6. Quellen

Hayton, J. (2017). How to finde a gap in the literature [Blog post]. Retrieved from: https://jameshaytonphd.com/how-to-find-a-gap-in-the-literature/

National Collaborating Centre for Methods and Tools (2012). Framework for identifying research gaps. Hamilton, ON: McMaster University. Retrieved from: http://www.nccmt.ca/knowledge-repositories/search/118

Sandberg, J., & Alvesson, M. (2010). Ways of constructing research questions: gap-spotting or problematization? Organization, 18, 23-44. doi: 10.1177/1350508410372151


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